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Bornheim

Ein kleiner geschichtlicher (und bestimmt nicht vollständiger) Rundgang durch unser „Bernem“

Der Name Bornheim wird im Jahre 1194 erstmals sicher erwähnt. Zur damaligen Zeit bewohnte Henricus Bornheim die „Bornburg“, einen Gutshof.

Um 110 n.Chr. wurde die römische Garnison von Nida an den Limes (Saalburg) in den Taunus verlegt. Nida wurde Verwaltungsmittelpunkt der „civitas taunensium“. Zur Versorgung der römischen Soldaten, Beamten, Händler und Gewerbetreibenden mit Getreide, Gemüse, Obst und Fleisch entstanden im Umland zahlreiche Landgüter.
Die Überreste eines solchen Landgutes, die 1884/1905 in der Nähe des heutigen Günthersburgparks gefunden und ausgegraben wurden, stellen das vermutliche älteste Zeugnis für eine Besiedlung des Bornheimer Gebiets dar.

Im 3. Jahrhundert begann der römische Einfluss in Obergermanien zunehmend schwächer zu werden. Nach einer Phase alemannischer Herrschaft siedelten sich um 500 n.Chr. die Franken im Rhein-Main-Gebiet an und schufen eine Organisation von Gauen, Forsten und Königsländern. Ortsnamen mit der Endung „-heim“ deuten auf fränkische Gründungen hin.
Grabungsfunde rund um die Seckbacher Landstraße zeigen, dass es hier im 7. Jahrhundert zumindest einen merowingischen Begräbnisplatz gegeben hat. Eine Siedlung lässt sich zwar nicht mit letzter Sicherheit nachweisen, dürfte sich jedoch in der Nähe des 1925 entdeckten Gräberfeldes befunden haben.

Im Spätmittelalter gehörte Bornheim zur Grafschaft Bornheimer Berg. Hierbei handelte es sich jedoch um keine Grafschaft im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um einen Gerichtsbezirk, dem neben Bornheim noch achtzehn weitere Dörfer im Nordosten Frankfurts angehörten.
Die traditionell engen Verbindungen zwischen Bornheim und Frankfurt drohten sich aufzulösen, als König Ludwig die Grafschaft Bornheimer Berg 1320 an die Grafen von Hanau verpfändete.

1481 gab Hanau seinen Anspruch auf das Dorf auf. Zusammen mit Hausen und Oberrad fiel Bornheim damit endgültig an die Stadt Frankfurt. Am 12. Oktober 1475 leisteten die Bornheimer dem Frankfurter Rat den Huldigungseid.

1476 bis 1477 wurde die Feldbefestigung Bornheimer Landwehr gebaut. Dabei wurde Bornheim in die Frankfurter Außenverteidigung einbezogen. Die Friedberger Warte ist einer der vier heute noch erhaltenen Frankfurter Warttürme.

1488/89 wurde die Bornheimer Landwehr zur Bornheim-Seckbacher Landwehr ausgebaut.
Die erweiterte Feldbefestigung verlief in etwa von der Friedberger Warte über die obere Berger Straße und das Riederbruch bis zum heutigen Ostpark. Aus dem zwischen Frankfurt und Bornheim gelegenen Bornheimer Holz entstand durch Rodung zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Bornheimer Heide. Andere Waldstücke wie der Scheidswald im Süden, der Buchwald im Osten oder der Eichwald zwischen Günthersburgpark und Friedberger Landstraße blieben teilweise bis ins 18. Jahrhundert hinein erhalten.

1522 entstand, durch die Abholzung eines Waldgebietes zwischen Bornheim und Frankfurt, die Bornheimer Heide. Das Holz wurde an die Stadt Frankfurt verkauft. Hintergrund war Unterbindung der Holzlieferungen vom Spessart nach Frankfurt durch den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Es entstand eine mit Pappeln gesäumte Allee, die Bornheim mit Frankfurt verband.

Seit 1608 wird immer am zweiten Augustwochenende das Kirchweihfest in Bornheim gefeiert. Heute ist das Fest unter dem Namen „Bernemer Kerb“ in der ganzen Stadt bekannt.

Die Bornheimer Kirche, die 1263 erstmals urkundlich belegt ist, blieb bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Mittelpunkt des Dorfes.  1778/79 wurden die Reste des Eichwalds abgeholzt. Mit den aus dem Holzverkauf erlösten Geldern errichteten die Bornheimer 1779 nach Plänen des städtischen Baumeisters Liebhardt einen im barocken Stil gehaltenen Kirchenbau mit Zwiebelturm, die heutige Johanniskirche.

Seit dem frühen 18. Jahrhundert hatte sich Bornheim zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Das „lustige“ Dorf hatte den auf Zerstreuung bedachten Frankfurtern einiges zu bieten. Nur eine knappe Wegstunde von der Stadt mit ihren engen Gassen entfernt fand man in Bornheim nicht nur ländliche Idylle und erquickenden Apfelwein, sondern auch andere Genüsse und vielfältige Formen der Unterhaltung.

1766 fühlte sich der damalige Pfarrer Zeitmann veranlasst, scharfe Kritik an den Zuständen in seiner Pfarrgemeinde und dem Verhalten der Obrigkeit zu üben. In den Pfarramtsprotokollen hielt er für seine Nachfolger fest, dass er sich alle Mühe gegeben habe, das ruchlose Leben in hiesiger Gemeine auszurotten, aber leider nichts habe ausrichten können, weil das Konsistorium auf seine Klagen nicht reagiert habe.
In Bornheim ginge es schlimmer zu als in Sodom und Gomorrha. Das Laster der Hurerei würde hier am hellen Tag getrieben. Es gebe nur wenige ehrliche Gastwirte. Den größten Zulauf hätten jene, die in ihren Häusern die meisten Huren hielten.

Bei einem der Wirte hätten an einem Sonntag fünfzehn Huren im bloßen Hemd getanzt. Weitere Details über das freizügige Treiben in Bornheim finden sich in dem 1791 anonym erschienenen Werk „Briefe über die Galanterien von Frankfurt am Mayn“.
Der Autor zählt nicht nur die Gasthäuser auf, die als „Venustempel“ dienten, sondern beschreibt auch das Verhalten der Prostituierten und ihrer Kunden. Bei aller Vorsicht, mit der man dieser Art von erotischer Literatur begegnen muss, scheinen doch die meisten der Angaben der Realität zu entsprechen. Auf alle Fälle blieb die Prostitution bis in das 19. Jahrhundert hinein ein wichtiger Bestandteil des Bornheimer Wirtschaftslebens.

Von der Bornheimer Heide aus startete am 3.Oktober 1785 der französische Ballonfahrer Blanchard mit einem Heißluftballon zu einem Flug, der ihn bis nach Weilburg führte. Blanchard legte die Strecke, für die  man ansonsten 14 Wegstunden brauchte, in gerade einmal 39 Minuten zurück.

In den Revolutionskriegen rückte 1796 die französische Armee von Bergen aus über die Friedberger Warte auf Frankfurt vor. Die Franzosen begannen in der Nacht auf den 12. Juli 1796 mit der Beschießung Frankfurts. Dabei gingen auch einige Granaten auf der Bornheimer Heide nieder und zerstörten die dortige Pappelallee. Der Kapitulationsvertrag wurde im Gasthof Zum goldenen Adler in Bornheim unterzeichnet.

Am 09.Dezember 1827 wurde Bornheim an die Frankfurter Wasserversorgung angeschlossen. Der „Bernemer Halblangebrunnen“ steht noch heute auf der oberen Berger Strasse.

1866 wurde Frankfurt von Preußen annektiert. Als Teil der politischen Neuordnung wurde Bornheim von Frankfurt abgetrennt und dem Stadtkreis Frankfurt zugeschlagen. Doch schon wenige Jahre später wurde diese Trennung wieder aufgehoben. Nach langwierigen Verhandlungen wurde Bornheim mit Wirkung vom 1. Januar 1877 von Frankfurt eingemeindet. Das damalige Vermögen von 1 Mio. Gulden fiel an die Stadt Frankfurt.

1837 lies der Bankier Freiherr Karl Mayer von Rothschild rund um die alte Bornburg den Günthersburgpark anlegen. 1845 überließ Karl Mayer von Rothschild den Günthersburgpark seinem Sohn Mayer Carl von Rothschild. Dieser ließ 1855 die Reste der Bornburg abreißen und an deren Stelle ein kleines Schlößchen errichten.
Nach dem Tod Mayer Carl von Rothschilds erwarb die Stadt den Günthersburgpark und gab ihn für die Öffentlichkeit frei. Das Günthersburgschlößchen musste aufgrund einer letztwilligen Verfügung Rothschilds abgerissen werden.

Im Jahr 1877 begann man mit der Bebauung der Bornheimer Heide. In den darauffolgenden dreißig Jahren wurde das bis dahin freie Gelände nahezu lückenlos bebaut. Hinweise auf die frühere Beschaffenheit des Geländes sind die Straßennamen Heidestraße, Wiesenstraße und Sandweg. Einen Hinweis auf den Zustand vor der Abholzung gibt der Name der unmittelbar benachbarten Eichwaldstraße.

Seit 1879 war Bornheim dann durch eine Pferdetrambahn mit der Frankfurter Innenstadt verbunden, die zunächst von der Zeil über den Sandweg und die Arnsburger Straße bis zum 1873 errichteten Uhrtürmchen führte und später bis zur Kirchnerschule verlängert und durch eine weitere Linie in der Berger Straße ergänzt wurde. 1900 wurde die Trambahn elektrifiziert.

Noch im Jahr der Eingemeindung begann man mit der Bebauung der Bornheimer Heide, die das Frankfurter Bankhaus Oppenheim und Weil 1872 für 500.000 Gulden erworben hatte.Innerhalb von dreißig Jahren wurde das bis dahin noch weitgehend freie Areal zwischen Sandweg, Friedberger Anlage, Friedberger Landstraße, Günthersburgpark und Alt-Bornheim nahezu lückenlos bebaut.

Die ältesten Gebäude Bornheims sind die Friedberger Warte und der „Lange Hof“, das Rathaus von Bornheim auf der Berger Strasse 326, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1589 zurückgehen.

Quelle: Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt am Main

Ein Versuch die Namensherkunft einiger Bornheimer Straßen zu erklären:

 

Am AtzelbergEine Atzel ist ein alter Ausdruck für eine Elster
Am GalgenbergBis zur Aufteilung der  Grafschaft Bornheimer Berg  zwischen Frankfurt und Hanau 1484 wurden Todesurteile auf dem Bornheimer Berg vollstreckt. Danach wurde die Richtstätte an die Berger Warte verlagert.
Am StiegelschlagStiegel bedeutet eine kleine Treppe, mit der ein (Weide-)Zaun oder Wildgatter überquert werden konnte.
Arnsburger StraßeDas Kloster Arnsburg bei Lich. Hatte in Frankfurt bedeutende Besitzungen, auch in Bornheim.
Berger StraßeBenannt nach Bergen, einer ehemaligen Stadt, die heute Teil des Stadtteils Bergen-Enkheim ist.
Bornheimer LandwehrTeil der Frankfurter Landwehr, die im Mittelalter errichtet wurde, um das Stadtgebiet zu schützen.
BuchwaldstraßeDer namensgebende Wald wurde von den Bornheimern bereits Ende des 18.Jahrhunderts gerodet
BurgstraßeDie Straße führte ab dem Mittelalter zur damaligen Bornburg in Bornheim, später dann zur Günthersburg.
EberhardstraßeJohann Schwind (1580–1648), Stadtschultheiß, Gewürz-, Korn und Weinhändler, starb kinderlos. Seine Erben, die Kinder seiner Schwester, wurden geadelt unter dem Namen Eberhard. Stiftete der Stadt ein Waisenhaus.
EichwaldstrasseFlurname. Bis ins 16. Jahrhundert war das Gebiet um die heutige Berger Straße bewaldet.
FalltorstraßeEin Falltor, ein selbst wieder zufallendes Tor in der Dorfbefestigung, verhinderte, dass das Vieh ohne menschliche Begleitung passieren konnte.
FreihofstraßeNach einem bereits 1230 urkundlich erwähnten Bauernhof, der dem Deutschen Orden gehörte und von einigen Steuern befreit war.
HeidestraßeDie noch im 19. Jahrhundert unbebaute Fläche zwischen der Altstadt und dem früheren lustigen Dorf Bornheim war die für Ausflüge und Feste gern genutzte Bornheimer Heide.
Im PrüflingEin altes Weinbauareal, in dem Weinstöcke durch Verwendung von Propfreben gezielt veredelt und kultiviert wurden. So hieß das Feld bereits 1331 „Hinter den Proffelingen“ genannt.
KetteleralleeWilhelm Emmanuel von Ketteler (1811–1877), katholischer Bischof von Mainz und deutscher Politiker
KohlbrandstrasseHerkunft ungewiss. Möglicherweise wurden von Köhlern dort Kohlenmeiler betrieben.
LöwengasseHat ihren Namen vom ehemaligen Gasthaus zum Löwen.
MainkurstraßeDie Mainkur ist eine Ortsbezeichnung nördlich des ursprünglichen Stadtteils Fechenheim
MusikantenwegBornheimer Musikanten sollen diesen Weg benutzt haben, wenn sie in Frankfurt zum Tanz aufspielten.
OrthstrasseDr. Johann Philipp Orth (1698–1783) stiftete der Stadt ein Waisenhaus.
PestalozzistraßeJohann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge und Sozialreformer
SaalburgalleeDie Saalburg ist ein 1897 rekonstruiertes Römerkastell am Limes im Hochtaunus, nahe Bad Homburg vor der Höhe
SandwegIn diesem Gebiet wurden die vom Wind über die Jahrtausende gebildeten Sanddünen für den Häuserbau in Frankfurt ausgebeutet
Scheidswaldstraßenach dem ehedem dort stehenden Scheidswald, der die Gemarkungen Bornheims und Frankfurts voneinander schied = trennte.
WiesenstraßeSie führte zu den Bornheimer Wiesen, wo sich früher große Bleichen befanden, also damals mit Hilfe von Sonnenlicht oder Wasser Textilien gebleicht wurden.
WingertstraßeWingert ist der hessische Ausdruck für Weingarten. Noch bis Ende des 19 Jahrhunderts gab es in Frankfurt viele Weingärten.
Wittelsbacher AlleeDas bayerische Königsgeschlecht der Wittelsbacher stellte auch einige deutsche Kaiser. Einer davon, Karl VII., residierte sogar in Frankfurt.

 
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